RE: Statt einer Leitfrage - 2

Die Kernaussage, die glaube ich jeder von uns aus diesem wirklich etwas konfusen und nicht leicht zu überschauenden Text gezogen hat, ist der Versuch der Trennung von Dialekt und Register. Natürlich ist die Abgrenzung unmöglich trennscharf zu ziehen. Allerdings finde es zwischendurch auch mal ganz angenehm eine Unterscheidung als gegeben anzusehen.
Der Text an sich hat mir persönlich nicht viel Mehrwert geboten. Denn im Prinzip dreht es sich bei diesem Artikel um einen historischen Abriss über die Begriffsentwicklung. Was mir tatsächlich auch wie einigen anderen gefehlt hat ist die Möglichkeit, dass diese Kategorien verschwimmen können. Mara hat es gut anhand der Berufsgruppe Arzt erklärt. Außerdem sind meiner Meinung nach auch unterschiedliche Ausführungen der Register möglich. Nicht jeder Arzt hat den gleichen Sprachduktus oder Habitus sich gegenüber Patienten auszudrücken. Also alles nicht trennscharf... wie immer ;)

Der Autor zeigt im vorliegenden Text die historische Entwicklung des Begriffes „Register“ auf. Dabei werden verschiedene Definitionen und theoretische Ansätze vorgestellt. Weiterhin wird im Text insbesondere auf den Unterschied zwischen den Begriffen „Dialekt“ und „Register“ eingegangen. Der „Dialekt“ wird als Varietät des Sprachbenutzers dargestellt und steht in Beziehung mit der sozialen und regionalen Herkunft. Der Begriff „Register“ hingegen ist abhängig von der jeweiligen Sprechsituation, welche den Kontext, die Rollenverteilung oder die Kenntnis der Situation berücksichtigt. Der Autor versucht offenbar beide Begriffe konsequent voneinander abzugrenzen.

Ich stimme der verbreitenden Meinung dieser Diskussion, dass die beiden Begriffe nicht völlig isoliert voneinander betrachtet werden können, völlig zu. Ich bin der Ansicht, beide Dimensionen treten mitunter gemeinsam auf und stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Schlussfolgernd kann dadurch eine Situation, in diesem Sinne das „Register“, die Bedingung für die Ausprägung eines „Dialektes“ darstellen. Somit bilden sich fließende Grenzen, wie hier in einigen Anwendungsbeispielen bereits erläutert. Erfordert etwa eine bestimme Situation die Anpassung der Sprache, beispielsweise an eine Standardvarietät, gibt es wiederum andere Gegebenheiten, welche die Anwendung des Dialektes voraussetzen. Zudem sind meiner Meinung nach einige ausgeprägte Dialekte per se nicht völlig ausblendbar und selbst bei einer vollständigen Anpassung an eine Situation würde ein Dialekt in abgeschwächter Ausprägung noch allgegenwärtig sein, weshalb die Begrifflichkeiten schließlich nicht alleinstehend betrachtet werden dürfen.

Wie bereits zuvor mehrfach angesprochen liefert der Text einen Forschungsüberblick, der den Wandel und die unterschiedlichen Definitionen des Begriffs 'Register' beschreibt. Eine klare Definition bleibt aus, es wird durch den Autor allerdings auf Schwächen in den einzelnen Definitionen bzw. Beschreibungen hingewiesen. Für mich ergibt sich letztendlich ein Gefühl der Uneinheitlichkeit des Begriffs 'Register'. Mir selber leuchtet das Konzept von Halliday am meisten ein. Hierbei wird auf die Entlehnung des Begriffs aus dem Orgelspiel verwiesen, weshalb unter 'Register' die Beziehung und entsprechende Anpassung von Situation, kommunikativer Gattung bzw. Kommunikationsmedium und den beteiligten Personen in ihren jeweiligen Rollen gemeint ist (vgl. S. 217). Ähnliches gilt auch etwa für den Ansatz von Biber, der ebenfalls mehrere Faktoren als bedeutungsvoll ansieht und darauf verweist, dass Variation und dementsprechend also auch der Begriff 'Register' stehts mehrdimensional betrachtet werden muss (vgl. S. 221). Dadurch ergibt sich eine Bandbreite beteiligter Faktoren, die aufeinander abgestimmt werden und so zusammen spielen. Dies steht im Gegensatz etwa zu der französischen Register-Forschung, die für den Begriff 'Register' mit dem Diskursstil eben nur einen Aspekt als bedeutungsvoll betrachtet (vgl. S. 218). Dies erscheint mir selber als zu vereinfacht und reduziert, wodurch der Komplexität von Kommunikation nicht Rechnung getragen wird. Auch Dittmar verweist hier auf kritische Reaktionen.

Danke, dass du auf meine Frage eingegangen bist. Von einer "ungefüllten Leerstelle" kann man hier, finde ich, ganz gut sprechen ;-) Hat mir auf jeden Fall weiter geholfen, war schon am überlegen, ob ich irgendwas übersehen hatte.
Bei der Abbildung auf Seite 220 kann ich dir nur zustimmen, verwirrt meiner Meinung nach mehr, als dass sie hilft.

Wie bereits von euch allen erfasst, geht es in diesem Text von Dittmar um die Entwiclungsgeschichte des Begriffs "Register" und im Speziellen um die Unterscheidung zwischen Dialekt und Register.
Auffallend war, dass es dem Autor wichtig erschien den momentanen Forschungsstand wiederzugeben, sodass eine Vielzahl von Namen benannt wurden, welche das flüssige Lesen nicht vereinfachten.
Die ganze Argumentation zielt, wie bereits erwähnt, auf die klare Abgrenzung des Dialekts vom Register ab. Doch eine klare Abgrenzung ist oftmals nicht zu vermöglichen. Christian fand mit seiner Beschreibung einer Pressekonferenz im Fußball ein passendes Beispiel.
Wird Halliday (1978, S. 216- 217) zu Grunde gelegt, so ist Dialekt eine Varietät des Sprachbenutzers und Register die Varietät des Sprachgebrauchs. Dies wird zunächst festgestellt und später (S. 219) anhand einer Tabelle versucht diese Unterscheidung näher zu beleuchten. Doch ich gehe mit den meisten Beiträgen d'accord, wenn behauptet wird, dass die Übergänge oft fließend sind.
Des Weiteren stimme ich auch zu, dass der Text nicht einfach zu lesen war. Dies lag vielleicht an den in großer Stückzahl aufgeführten Namen und Theorien, oder auch, wie hier auch erwähnt wurde, an Abbildungen, welche eher verwirrend denn hilfreich waren (s. S. 220). Zudem erschien mir der Text eher als eine Zusammenfassung der Bekannten Ergebnisse. Die Geschichte und Entwicklung des Begriffs "Register" konnte zwar nachvollzogen werden, doch die Kernaussage, sprich der Versuch einer Abgrenzung des Register- Begriffs von anderen hier dargestellten (bspw. Dialekt) wurde nicht ganz verständlich.

Ich möchte auch noch ein Mal auf die situativen Parameter nach Biber eingehen, auf die schon Lara, Nikolas und Rebecca eingegangen sind und diese ein Bisschen genauer umschreiben:
Hinsichtlich der Interaktivität unterscheidet sich mündliche von schriftlicher Kommunikation dadurch, dass ein Hörer sofort auf die Aussagen seines Gegenübers eingehen kann. So können sie direkt interagieren. Der Hörer könnte zum Beispiel auch Nachfragen stellen und so einen direkten Einfluss auf die Textproduktion des Sprechers ausüben. Diese Aspekte treffen ja auf schriftliche Kommunikation nicht zu.
Außerdem ist die Textproduktion beim Sprechen deutlich schneller, sodass Texte im Vorhinein weniger geplant, organisiert oder überarbeitet werden können als bei schriftlicher Kommunikation. Dadurch wird vor allem die Wortwahl beeinflusst.
In dem Buch „Grammatik und Bedeutung der kausalen Satzverbände: „Because“, „as“, „since“…“ (https://books.google.de/books?id=Oi9fCAA...rameter&f=false) wird analysiert, warum das Wort „Because“ viel öfter in der mündlichen Sprache verwendet wird, als die Konjunktionen „as“ und „since“, falls es Jemanden interessiert ;-).

Die Kernaussage des (wie bereits erwähnt worden ist sehr zähen) Textes ist die Unterteilung von Sprache in Register und Dialekte. Auch dieser Text zeigt, dass es bei Sprache nicht nur eine Version gibt, sondern ebenso wie im vorangegangen Text von letzter Woche schon erläutert, Sprache in vieles unterteilt werden kann.
Weder Sprache an sich, noch Varietäten, noch Dialekte und Register lassen sich meiner Meinung nach mit einer klaren 0815-Definition erklären. Es bedarf immer an Kontext und vorallem Toleranz in Hinblick auf Dynamik und Wandel. Aus diesem Grund empfinde ich es zwar gut, Sprache in verschiedenste Unterarten zu kategorisieren um sie dadurch besser begreifen zu können, allerdings stimme ich zu, dass es durchaus schwierig ist immer einen klaren "Cut" machen zu können. Statt sich immer auf dumpfe, unflexible Definitionen zu stürzen, empfinde ich es als als wichtiger die Wechselwirkungen verschiedenster Begriffe klarer zu erläutern und dadurch das Verständnis des Begriffs weitaus deutlicher hervorzubringen.

Ich stimme dir da voll zu. Im 21. Jahrhundert gibt es ein weites Spektrum zwischen der klassischen konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Ich finde dabei die Unterscheidung zwischen Medium und Kanal sehr hilfreich: Der Kanal bezieht sich auf die physikalische Übertragungsart von Kommunikation (visuell, auditiv, haptisch), das Medium bezieht sich auf die Institution (Notizzettel, Zeitung, WhatsApp).
Ich würde sogar argumentieren, dass es neben dem Spektrum zwischen konzeptioneller Schriftlichkeit und Mündlichkeit noch eine dritte Kategorie gibt - ich nenne sie mal Digitalsprache(n). Die Sprache in Chats, Foren, Messengern etc. ist zwar von der konzeptionellen Mündlichkeit abgeleitet, hat aber mittlerweile eine Eigendynamik entwickelt. Allein durch dir Möglichkeit der multimedialen Kommunikation entsteht eine extrem große Deixis, durch Sonderzeichen und Emojis wird eine Parallele zur nonverbalen Kommunikation entwickelt.


(Das meiste wurde schon mehrmals gesagt, ich werde es nicht noch extra wiederholen)

Das stimmt, Tomke. Ich würde dir voll zustimmen, dass es auf jeden Fall drei Kategorien gibt. Wenn nicht sogar vier. Jeder von uns kennt (oder sollte zumindest) das Schema zu graphisch/phonisch/schriftlich/mündlich. Stellt man es sich wie ein Koordinatensystem vor so hat man auf jeder Achse einen der ebengenannten Begiffe mit graphisch und phonisch als Extreme einer Achse und schriftlich und mündlich als Extreme auf der anderen Achse. Jeder Text kan nun also zugeordnet werden. Dabei sieht man dann, dass es Texte gibt, die typisch schriftlich/graphisch sind wie Gesetzestexte. Das sind also Texte, die schriftlich festhalten, was selten bis nie für den mündlichen Gebrauch bestimmt war. Das andere Extrem sind dabei Gespräche unter Freunden, eine vergleichsweise informelle Aktion, die für die mündliche Kommunikation geschaffen wurde. Natürlich gibt es auch Mischformen: Als phonisch/geschriebene Texte gelten Reden von Politikern oder eben Chats, als Beispiel für mündlich/graphische Texte. We du schon sagst, Chats, als Paradebeispiel für Digitalsprache, hat klar Eigenschaften von mündlichen Texten, aber eben auch von schriftlichen. Dadurch hat sich ein eigenes Konzept entwickelt, um die "Schwächen" der Schriftlichkeit wieder auszugleichen. Dazu gehören sicherlich Emoticons aber auch die berühmten drei Punkte "...". Ich würde diese Eigenschaften mit den Eigenschaften von phonisch/geschriebenen Texten wie Reden gleichsetzen, die widerum versuchen die Mündlichkeit zu "überbrücken": Als Beispiel fällt mir hier die spezielle Betonung auf, die Reden haben. Redner wollen meist kompetent wirken und etwas bei ihren Zuhörern verändern oder bewirken (eine Stimme bei der Wahl, etc.), weshalb man hier oft weniger Fehler wie Fehlstarts bemerken wird als in einem "normalen" Gespräch.

Digitalsprachen reihen sich also perfekt ein, indem sie eigene Eigenschaften aufweisen. Differenziert man die digitalen Texte voneinander (z.B. Texte in Foren vs. Chats vs. Kommentare auf Facebook), so wird man eigene Genre innerhalb der Digitalsprache feststellen, von denen manche mehr Eigenschaften von Schriftlichkeit aufweisen als andere.

Der Text von Dittmar behandelt den Begriff des Registers in Abgrenzung zum Dialekt. Nach Halliday ist Register eine Varietät des Sprachgebrauchs. Bei der Definition des Dialekts geht es eher darum, was man spricht und woher man kommt (Herkunft, soziales Umfeld, Alter, Geschlecht). Beim Register hingegen zählt, was man gerade im Moment sagt und was man momentan macht (Vielfalt sozialer Prozesse, Diskursfeld, Diskursstil, Diskursmodus). Bei der Definition des Dialektes erschließt es sich mir nicht ganz, welche Rolle das Alter und das Geschlecht spielen sollen. Sowohl jüngere, als auch ältere Menschen können mit einem Dialekt sprechen. Da sich die Sprache sowieso ständig wandelt, kann man meiner Meinung nach auch nicht unbedingt immer nur an den Worten festmachen, ob sich nun beispielsweise in einem verschriftlichten anonymen Interview eine junge, alte, männliche oder weibliche Person geäußert hat.
Der Theorie von Ferguson kann ich nur zustimmen, dass sich beispielsweise Erwachsene sprachlich an Kleinkinder anpassen und Muttersprachler sich an Nichtmuttersprachlich anpassen, da in diesem Zusammenhang nur die Verständigungseffizienz zählt. Aus eigener Erfahrung kann ich dies bestätigen und würde dem daher nicht, wie Roche widersprechen.
Ähnlich wie einige andere in dem Blog halte ich es für fragwürdig, ob es wirklich sinnvoll ist, den Begriff Register zum Dialekt abzugrenzen. Ein Dialekt in der Anwendung schließt den Begriff des Registers nicht aus und umgekehrt ebenso nicht. Als anschaulich erachte ich in dem Zusammenhang das Beispiel von Christian mit dem Kölner Karneval.